Bereich Religion
Religionssensible Migrationssozialarbeit betrachtet Religion als Teil der menschlichen Lebenswelt, als psychosozialen Stabilisator und als Ressource bei der Überwindung von Lebenskrisen und traumatischen Fluchterfahrungen.

Kontext
Viele geflüchtete Menschen kommen aus Regionen, in denen Religion im sozialen und persönlichen Leben eine große Rolle spielt. Im Zuge ihrer Einwanderung und Integration verliert das Religiöse für manche an Bedeutung, bei anderen wiederum nimmt es an Einfluss zu. Somit ist im Kontext der Migration sowohl eine voranschreitende Säkularisierung als auch eine Revitalisierung des Religiösen zu erkennen. Bisher hat die Frage nach dem Einfluss der Religion bzw. der Religiosität geflüchteter Menschen in der Sozialen Arbeit noch wenig Beachtung gefunden. Dabei kann die Wahrnehmung religiöser Bedürfnisse wie z.B. nach Seelsorge, religiöser Verortung oder Ritualen den sozialarbeiterischen Beziehungsaufbau und den Integrationsprozess fördern.
Angebote & Themenschwerpunkte des Fachbereichs
Der Fachbereich Religion unterstützt die Entfaltung einer religionssensiblen und praxisorientierten Migrationssozialarbeit. Wir beraten zum Umgang mit religionsbezogenen Themen und unterstützen bei der Bewertung relevanter Fragestellungen und Handlungsweisen. Dazu zählt sowohl die Vermittlung zu und Vernetzung von landesweit und regional agierenden Akteur*innen im Bereich Religion als auch die Konzeption von Fortbildungen zu religionsspezifischen Themen.
Zu folgenden Themenbereichen bestehen Beratungsangebote:
- Soziale Arbeit und Religion
- Seelsorge und religionssensible psychosoziale Beratung
- Religionssensibler Umgang mit Tod und Trauer
- Religion und Resilienz
Soziale Arbeit und Religion
Um der Frage nachzugehen, wie Religiosität in der Sozialen Arbeit mit Geflüchteten einbezogen und reflektiert werden kann, ist es erforderlich, die eigene Wahrnehmung und den jeweiligen Kontext von Religiosität zu hinterfragen. Es gilt, die Religionen in ihren vielfältigen Varianten wahrzunehmen und in den Kontext der Biografie und Migrationsgeschichte der Geflüchteten einzubetten. Religionssensible Migrationssozialarbeit erkennt den persönlichen Glauben als Teil der menschlichen Lebenswelt, als psychosozialen Stabilisator und als Ressource bei der Überwindung von Lebenskrisen und traumatischen Fluchterfahrungen an.
Psychosoziale Beratung und Seelsorge
Bei der psychosozialen Beratung werden die persönlichen Ressourcen der Klient*innen miteinbezogen, um diese in ihren verschiedenen Lebensbereichen und Lebensphasen entwicklungsorientiert zu unterstützen. Für religiös geprägte Migrant*innen ist häufig ein wichtiger Faktor für den Vertrauensaufbau, dass die eigene Religion und persönliche Religiosität eine respektvolle Anerkennung finden. Oftmals besteht bei den Klient*innen auch das Bedürfnis nach explizit religiöser seelsorgerlicher Begleitung durch eine*n entsprechend ausgebildete*n Seelsorger*in. Dabei kann es sich um eine*n Repräsentant*in der jeweiligen Konfession handeln.
Umgang mit Tod und Trauer
In der Begleitung geflüchteter Menschen werden Beschäftigte im Tätigkeitsfeld der Migrationssozialarbeit zwangsläufig auch mit den Themen Sterben, Tod und Trauer konfrontiert. Oftmals nehmen sie als Reaktion auf einschneidende Verlusterfahrungen eine tiefe Traurigkeit der zu Betreuenden wahr. Die verschiedenen religiösen und kulturellen Hintergründe der Geflüchteten spielen hierbei eine große Rolle. Neben dem Wissen um eine theologische Einbettung der Thematik ist es wichtig, auch die administrativen (z.B. Friedhofsverwaltung) und organisatorischen Abläufe (z.B. rituelle Waschung) zu kennen. Gleichzeitig begünstigen Kenntnisse über die verschiedenen Facetten des Trauerprozesses und die emotionalen, kognitiven und körperlichen Reaktionen Trauernder auf ihre Umgebung eine adäquate psychosoziale Begleitung.
Religion und Resilienz
Das Konzept der Resilienz beschreibt die Fähigkeit, Krisen oder andere schwierige Lebensumstände durch den Rückgriff auf persönliche und soziale Ressourcen bewältigen zu können. Resilienzfaktoren sind dabei beispielsweise ein positives Selbstkonzept, Selbstwirksamkeit, sichere Bindungen und eine gute Problemlösefähigkeit. Auch Religiosität kann in einem positiven Zusammenhang mit psychosozialer Resilienz stehen. So können beispielsweise religiöse Rituale dem Alltag eine Struktur verleihen oder Erklärungsmuster für erlittene Lebenskrisen entwickelt werden.